Angelika Evans
„Eigene Wege gehen und gegenseitiges Vertrauen erarbeiten“
Bereits 1989 bekam ich meine erste Golden Retrieverhündin Anna. Mit ihr entdeckte ich die Leidenschaft zum Hundesport und zum Apportiertraining mit Dummys, eine Ausbildung, die Hunde auf die Jagd vorbereitet, aber auch als eigene Hundesportdisziplin betrieben wird.
Schon früh suchte ich meinen eigenen Weg und das aus einem recht einfachen Grund. Anna sah die Arbeit mit dem Dummy und mir als ein Spiel zwischen uns beiden und hatte daran große Freude. In der Hundeschule, wo viel Gehorsam erwartet wurde, war sie dagegen eher freudlos dabei. Also trainierten wir alleine und auf unsere Weise, nahmen aber trotzdem erfolgreich an Prüfungen teil. Dies bestätigte mich darin, mit meinem Hund ganz individuell und nach meinen Vorstellungen zu trainieren.
Seit 1992 züchte ich unter dem Zwingernamen „of Mountain Forest Glade“ Golden und Labrador Retriever, beides beliebte Familienhunde, die ursprünglich zum jagdlichen Apportieren (dem Suchen und Bringen von erlegtem Wild) gezüchtet wurden.
Das Wesen und die Stimmung eines Hundes an den kleinsten Zeichen zu erkennen, begeisterte mich schon bald. Ich wollte unbedingt genauer erfahren, wie Ängste oder Unsicherheiten beim Hund entstehen und sich äußern oder wie man die Freude eines Hundes an der Arbeit fördert und dabei seine Triebe (z.B. den Jagdtrieb) in die richtigen Bahnen lenkt. Aus diesem Grund machte ich 1993 eine Weiterbildung innerhalb des FCI/VDH/DRC zur Wesensrichterin und lernte in diesem Amt viele unterschiedliche Typen von Retrievern kennen und in ihrem Wesen zu beurteilen.
Alle meine Hunde habe ich seither sehr erfolgreich auf Prüfungen geführt. Die Liste ist lang und macht mich auch ein bisschen stolz auf den Weg, den meine Hunde und ich zusammen auf unsere Art und Weise gegangen sind.
Seit vielen Jahren arbeite ich als Hundetrainerin, vor allem im Bereich Dummyarbeit, und leite gern Menschen mit ihren Hunden dazu an, ein stimmiges Team zu werden, das sich im Alltag wie bei der Arbeit gegenseitig respektiert und vertraut.
Meine eigenen Hunde und alle zukünftigen Assistenzhunde leben mit uns als Familienmitglieder zusammen im Haus und ich trainiere sie nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ – also mit unendlich viel Geduld, positiver Motivation und feiner Kommunikation. Diese drei Dinge sind für mich im Umgang mit Tieren und Menschen zentral. Kein Hund ist wie der andere, wie auch jeder Mensch seine Eigenheiten, Stärken und Schwächen hat.
Deshalb ist es für mich wichtig, einen Hund so anzunehmen wie er ist, seine Stärken so zu fördern, dass sie abgestimmt auf die Stärken, Handicaps und Schwächen seines Menschen, das Beste in ihm und seinem Besitzer zu Tage fördern.
Es ist stets eine Gratwanderung mit positivem Lernen, Geduld und langsamem sich Entwickeln lassen, den Hund dazu zu bringen, das einmal Erlernte ZUVERLÄSSIG auszuüben und dabei frei zu bleiben und seine Eigeninitiative zu erhalten. Dafür bringen wir dem Hund Respekt entgegen, stärken wo nötig sein Selbstbewusstsein und bieten ihm vor allem zu Beginn ein möglichst konfliktarmes Training. Er soll von Anfang an lernen, für die Schwingungen und Emotionen seines Menschen sensibel und empfänglich zu sein und ihm/ihr seine ganze Aufmerksamkeit schenken. Aufmerksamkeit lässt sich nicht einfordern wie bei einem Kommando (SITZ, BLEIB etc.), sondern muss von beiden Teilen des Teams miteinander erarbeitet werden. Ich kann nur mit einem Hund arbeiten, der mir Aufmerksamkeit schenkt und andersherum wird ein Hund nur mit mir zusammenarbeiten, wenn auch ich ihm gegenüber aufmerksam bin und bleibe. So entsteht nach und nach gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Freundschaft, mit deren Hilfe sich Herausforderungen, wie sie der Alltag eines Menschen mit Behinderung bereit hält, gemeinsam meistern lassen.
Ganz nach dem Motto: was freiwillig gegeben wird, ist wertvoller, weil es mit Freude gegeben wird.
2008 hatte ich den ersten Kontakt zu Vita Assistenzhunde e.V., einem Verein der Assistenzhunde für Menschen mit Behinderung ausbildet. Ich war grenzenlos fasziniert, wie viel diese Hunde für ihre Menschen bedeuten und was sie alles zu tun im Stande sind, machte mir Gänsehaut.
Seit 2008 habe ich diesem Verein mehr und mehr Zeit gewidmet und all meine Erfahrungen aus dem Umgang mit Hunden und ihren Menschen zur Verfügung gestellt. Seit 2015 leben zukünftige Assistenzhunde bei uns im Haus und wurden von mir zu Teams mit ihren neuen Besitzern zusammengeführt und ausgebildet.
Ich liebe die Arbeit mit Hunden und Menschen, und weil ich nun schon einige Zeit beobachte, welche Wirkung Hunde auf das komplette Leben von Menschen mit Behinderung haben, beschlossen Heike und ich Ende 2019 unseren eigenen gemeinnützigen Verein mit dem Namen ASSISTENZHUNDE by my side e.V. zu gründen.
Seither haben wir begonnen, in eigener Regie und im Rahmen unserer Philosophie Hunde für diesen Zweck auszuwählen, zu prägen und auszubilden, um sie später mit ihren zukünftigen Menschen mit Behinderung erfolgreich zusammenzuführen. Wir freuen uns auf Sie als zukünftige Interessenten, Fördermitglieder, Spender oder Sponsoren.